St. Rupert Obernsees

 

Geografie
Geografisch ist die Kapelle St. Rupert etwa 18 Kilometer westlich von Bayreuth und einen Kilometer östlich des Ortes Obernsees gelegen. Aus östlicher Richtung (Bayreuth) erreicht man sie über zwei Straßen, die sich genau bei St. Rupert treffen. Eine führt über Mistelbach, Mistelgau und Frankenhaag zur Kapelle, die andere über Eckersdorf und Tröbersdorf. Aus westlicher Richtung (Hollfeld) führt die Straße über Plankenfels und Truppach direkt zur Kapelle.
Der Radwanderweg Bayreuth - Hollfeld führt unmittelbar an der Kapelle vorbei.
 
Historie
Der Ursprung der Sankt Rupert-Kapelle ist wahrscheinlich eine alte Kultstätte, die es am Rande einer mineralhaltigen Quelle gegeben zu haben scheint.
Verschiedene überlieferte Sagen erzählen von der Gründung der St. Rupert-Kapelle. Es konnten jedoch keine stichhaltigen Beweise für die Richtigkeit der Sagen nachgewiesen werden, jedoch finden sich verschiedene Übereinstimmungen. In der christlichen Zeit wurde der alte Kultus christianisiert, man errichtete an dieser Stelle eine Kapelle und weihte sie Rupert, dem Apostel der Bayern.
 
Die Rupertskapelle ist eines der ältesten kirchlichen Gebäude der ganzen weiten Umgegend, im Jahr 1080 erbaut vom Bischof Ruprecht in Bamberg. 1)
 
 
Diese erste Kirche war wohl ursprünglich aus Holz und wurde dann durch eine romanische Kapelle, von der sich aber keine Spur erhalten hat, ersetzt. Die jetzige spätgotische Kapelle stammt aus dem Jahr 1479. Ihre Altäre sind noch vorhanden. 2)

Der Chorraum bildete einst die gesamte Kapelle. 
1710 wurde das Kirchenschiff erweitert und die Kapelle wurde mit dem Zwiebelturm versehen. Dies bezeugt auch die Inschrift über dem Nordportal:
C E M Z B - erweitert und erhöht  AC MDCCX
(CEMZB = Christian Ernst, Markgraf zu Bayreuth  -   MDCCX = 1710)
 

 
Ausstattung der Kapelle
 
Im spätgotisch gestalteten Chor steht der Altar, der im Jahr 1847 errichtet wurde. Der Unterbau und die Altarplatte stammen aus dem 16./17. Jahrhundert. 3)
Im Kirchenschiff vor dem Übergang in den Chor stehen noch 2 Nebenaltäre (16./17. Jahrhundert)
 
St. Rupert vor dem Abendgottesdienst
Bildrechte Georg Gubitz
St. Rupert - Bald beginnt der Abendgottesdienst
 
Die Kanzel wurde erneuert und 1833 eingeweiht. Sie bildet neben dem Altar das Schmuckstück der Kapelle. Über der Kanzel befindet sich ein Schalldeckel. Dadurch wird die Akustik in der Kapelle erheblich verbessert.
Im Kirchenschiff befinden sich zwei zweigeschossige Emporen. Im Chor befindet sich eine Chorempore.
 
 
 
St. Rupert
Von November 1987 bis Oktober 1988 erfolgte eine umfassende Sanierung der Kapelle. Zum einen wurde die Holzkonstruktion instandgesetzt. Zum anderen erfolgte eine Trockenlegung des Mauerwerkes. Im Anschluss wurde der gesamte Innenraum farblich überarbeitet.
 
Durch den einheimischen Künstler Fritz Fötttinger wurde die Figur von St. Rupert neu in Ton gestaltet und bei der Wiedereinweihung der Kapelle der Kirchengemeinde übergeben. Die ursprünglich vorhandene Figur wurde entwendet.
 
Südlich der Kapelle außerhalb der Friedhofsmauer befindet sich das Brunnenhäuschen. Das heute dort zu findende Wasser liegt im extrem weichen Härtebereich, hat aber leider keine Trinkwasserqualität mehr. Um 1730 wurde das Brunnenhäuschen neu errichtet. Es wird vermutet, dass es vom Hofkabinetts-Vergolder Johann Nikolaus Grüner gestiftet wurde 4). Auf einer Steintafel kann ein Gedicht entziffert werden, das von der ursprünglichen Heilkraft der Quelle erzählt.
 
Die Sankt-Rupert-Kapelle der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde Obernsees ist kein lebloses Denkmal, hier versammelt sich die Gemeinde Jesu Christi regelmäßig. In den Monaten Mai bis August trifft sich die evangelische Gemeinde zu Abendgottesdiensten. Diese Gottesdienste finden regen Zuspruch aus dem gesamten Hummelgau und der weiteren Umgebung. Die Kapelle verfügt über keinen Stromanschluss. Deshalb ist der Raum während der Gottesdienste mit Kerzen beleuchtet.
 
Im Rahmen der ökumenischen Zusammenarbeit wird die Kapelle für römisch-katholische Gottesdienste ab dem Jahr 2018 mehrmals im Jahr genutzt.

In der Kapelle werden viele Kinder getauft und zahlreiche Paare geben sich das Ja-Wort.
 

1) Pfarrbeschreibung von 1811
2) Seggel, Heimatbuch, 1963, S. 48
3) Archiv Pfarrhaus Obernsees
4) nach Pfaffenberger, H., Die Rupertskapelle am Rande des Hummelgaus, in: Hummelgauer Heimat Bote,September 1990. Nr. 10, S. 2