Aus der Geschichte der St. Otto Kirche in Mengersdorf
Die Geschichte unserer Kirche zu Mengersdorf ist eingebettet in die lange Geschichte der beiden Orte Truppach-Mengersdorf. In dieser Darstellung soll nur die Geschichte der Kirche und soweit erforderlich auch die der Pfarrei Mengersdorf behandelt werden.
Otto von Bamberg war der Apostel der Pommern, geboren um 1060 in Mittelfranken, gestorben 1139 in Bamberg, stammte aus adeligem Hause, wurde 1102 Bischof von Bamberg. 1124/ 25 — 1128 wirkte er in Pommern als Missionar und erreichte dadurch die Taufe des Volkes; 1189 ist er heiliggesprochen worden.
Pfarrer Georg Müller, 1760 bis 1791 hier in Mengersdorf, schreibt: „Er habe von dem vorigen Schulmeister Schubert (gest. 1767) die Tradition zu vernehmen Gelegenheit gehabt, dass die hiesige Kirche dem heiligen Otto gewidmet gewesen sei." Das Bild des hl. Otto soll auf dem Kirchenspeicher gelegen sein, ist aber inzwischen verschwunden.
Kirche und Pfarrei verdanken ihre Entstehung den Herren von Mengersdorf. Es ist ein ausgestorbenes Adelsgeschlecht das hier seinen Stammsitz mit Schloss hatte. Dieses Schloss existiert nicht mehr.
Von diesem Schloss führte ehemals ein überdachter Gang zu unserem heutigen Altarraum, der dem damaligen Adelsgeschlecht als Hauskapelle diente. Dieses Adelsgeschlecht aber war katholisch. Die damalige Pfarrei samt der Hauskapelle gehörte zum Bistum Bamberg. In einem Steuerverzeichnis aus dem Jahr 1421 im Archiv Bamberg wird der Pfarrsprengel Mengersdorf erwähnt. Dieser konnte aber nicht sehr groß sein, weil nur diese Hauskapelle (unser heutiger Altarraum) als gottesdienstlicher Raum diente. Über die Erbauung der schon in der Zeit vor der Reformation vorhandenen Hauskapelle lassen sich urkundliche Nachweise nicht erbringen. Überlieferungen nach soll über dem Eingang der Hauskapelle die Jahreszahl 1521 gestanden haben.
Der Ort Mengersdorf lag unmittelbar an der Grenze des Bistums Bamberg zum Markgraftum Bayreuth-Ansbach, gehörte aber noch zum Bistum Bamberg. Der Bach Truppach soll hier die Grenze gewesen sein. Der Ort Truppach gehörte schon zu den Markgrafen.
Zur Zeit der Reformation bestimmte der Landesherr die Religion seiner Untertanen. Die Markgrafen Bayreuth-Ansbach waren lutherischen Glaubens. Zur damaligen Zeit war Markgraf Georg der Fromme der Landesherr. Er ließ eine Kirchenordnung erstellen, die sogenannte Brandenburger Kirchenordnung 1533 und ließ sie sogar von Dr. Martin Luther und den Wittenberger Reformatoren prüfen. Mit der Einführung dieser Kirchenordnung war die Durchführung der Reformation in Bayreuth selbst und in den Bayreuther Landen zum Abschluss gekommen.
Die Nachbarpfarreien Obernsees und Mistelgau hatten sich als markgräfliche Pfarreien schon längst der lutherischen Lehre zugewandt, während in Mengersdorf unter der Patronatsherrschaft der Bischöfe von Bamberg der katholische Kultus gepflegt wurde.
Da der Herr von Mengersdorf kinderlos gestorben war, wechselte das Schloss Mengersdorf Im Jahr 1601 den Besitzer. Es wurde an die von und zu Aufseß verkauft. Ein Neffe, Wolf Achaz von Aufseß, hatte seinen Sitz im Schloss Truppach. Dieser übernahm das Schloss Mengersdorf. Als neuer Patronatsherr sah er sich nun berechtigt die evangelische Lehre auch in Mengersdorf einzuführen.
1614 setzte der Markgraf Christian mit 600 Mann Soldaten den neuen Pfarrer ein und ließ ihn an allen Feiertagen mit 300 Soldaten in die Kirche geleiten. Im Jahr 1623 wurde die Erweiterung der Hauskapelle mit dem heutigen Kirchenschiff abgeschlossen. Es wurde eine 3. Empore für die Soldaten errichtet, die den Schutz des Pfarrers wahrnahmen. Im selben Jahr wurde das Gotteshaus als erste evangelische Kirche in Mengersdorf geweiht.
Der Kirchenbau
Altarraum:
Wie bereits dargestellt handelte es sich um die ehemalige Hauskapelle.
Kirchenschiff:
Es wurde im Jahr 1623 mit einer dreigeschossigen Empore, die auf Holzsäulen gestützt sind, errichtet. An der Brüstung der Orgelempore befinden sich vier Gemälde (Öl auf Leinwand und Holz); sie stammen vom ehemaligen Altaraufbau und stellen die vier Evangelisten dar, wahrscheinlich aus dem 17. Jahrhundert.
Eingangsportal:
Über dem Portal steht in römischen Ziffern die Zahl 1623 mit dem Wappen der Herren von Mengersdorf und Aufseß.
Sakristei:
Sie bestand schon 1676 und wurde 1930 umgebaut.
Altar:
Er stammt aus der Zeit von 1662 — 1668 und wurde bereits 1695 renoviert. An der rechten Altarwand ist ein unfertiger Gedenkstein für die „Jungfrau Dorothea von Egloffstein" angebracht.
Kanzel:
Die Kanzel stammt aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Sie war ursprünglich am Chorbogen angebracht. 1821 wurde sie durch den Schreinermeister Schmölz als Retabelkanzelaltar zusammengebaut. (Retabelkanzel: schmaler Aufbau mit zwei Rundsäulen sich nach oben verjüngend und mit Engelsköpfen besetzten Postamenten). Am Kanzelkorb zwischen den Ecksäulen befinden sich drei Gemälde: Christus, Petrus und Paulus. Über dem Schalldeckel der Kanzel befindet sich eine geschnitzte Kreuzgruppe, die durch das "Auge Gottes" als Symbol in einer Strahlenglorie (Trinitätssymbol) bekrönt ist. An den Seiten sind zwei Altarwangen mit biblischen Spruchinschriften angebracht. Auf der rechten Seite ist zu lesen „man predigt zwar viel, aber sie halten‘s nicht, man sagt ihnen genug, aber sie wollen es nicht hören“. Auf der Wange der linken Seite steht „rufe getrost, schone nicht, erhebe deine Stimme wie eine Posaune“.
Taufstein:
Er stammt etwa aus dem Jahre 1740. Er wurde aus dunklem Marmor gefertigt und ist noch zu besichtigen Der jetzige Taufstein stammt aus dem Jahre 1879. Der Deckel ist auch mit dem „Auge Gottes" gekrönt.
Orgel:
Sie wurde 1875 vom Orgelbaumeister Buck aus Bayreuth erstellt und eingebaut.
Kirchturm:
Er ist im Jahre 1706 erstanden. Er wurde mit drei Glocken ausgestattet. Auf dem Dach befindet sich ein barocker Dachreiter.
Vortragekreuze:
Das Kinderkreuz stammt aus der ersten 1. Hälfte des 18. Jahrhunderts
Bilder:
Wappenschild
An der Empore im Chorraum befindet sich ein geschnitzter Wappenschild. Es handelt sich um das Patronatswappen derer von Aufseß und stammt aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Früher war es als Bekrönung der Kanzel angebracht.
Epitaphbild: (Gedenktafel mit Inschrift für einen Verstorbenen an einer Kirchenwand).
Es stellt den 1704 ermordeten kaiserlichen Fähnrich Christian Wilhelm von Schlammersdorf dar. Darüber befindet sich das Schlammersdorfer Wappen. Der dazugehörige Degen an der Seite des Bildes wurde bei der Renovierung der Kirche 1988/89 entwendet.
Auf dem Bild sind folgende Worte zu lesen:
Ich fiel, wie Abner fiel, durch böser Buben Handt,
wie solche Mordthat ist in der ganzen Welt bekandt.
die Seele ist bey Gott, der Leib in kühler Erden,
dem Mörder wird sein Lohn vor seine arbeit werden.
Abner war der Feldhauptmann Sauls. Ein Sohn Sauls, der dann König war, kränkte Abner, so dass dieser zu David übertrat. Er wurde von Joab ermordet. David schrieb ein Trauerlied, nachzulesen in 2. Samuel
Der Fähnrich Christian Wilhelm von Schlammersdorf soll vermutlich bei einer Hochzeit in Mergentheim hinterrücks von einem Hauptmann erstochen worden sein. Andere Schriften erzählen, dass die Tat bei einem Duell geschehen sein soll. Wie kommt das Bild in unsere Kirche? Ein Bruder des Erstochenen, Friedrich von Schlammersdorf, wird erwähnt als auf und zu Plankenfels. Wahrscheinlich hatte er irgendetwas mit dem Plankenfelser Schloss zu tun und durch ihn gelangte das Bild in unsere Kirche. Dieser Bruder soll sogar dem Mörder den Oberschenkel durchschossen haben.
Grabdenkmäler:
Im Langhaus:
Auf der linken Seite ist das Denkmal von Salome von Berlichingen. Sie ist im Jahr 1031 gestorben. Das Denkmal ist aus Sandstein gefertigt. Auf der Grabplatte steht folgender Text
ANO 1031, DEN 1. MARTY IST IN GOTT ENTSCHLAFFEN, DIE WOHLEDLE VILEHRENDUGENT SAME FRAU MARIA SALOME VON BERLIGINGEN GEBORENE VON EGLOFSTEIN
Auf der rechten Seite befindet sich ein verwitterter Wappenstein. Es ist das Denkmal für Pankraz von Mengersdorf. Er ist im Jahr 1596 gestorben. Er liegt an der Seite des Altars beim Aufgang zur Kanzel begraben.
Im Chorraum:
Hier befindet sich eine gusseiserne Tafel aus dem 19. Jahrhundert zur Erinnerung an Johann Georg Klimmeer, gestorben im Alter von vier Jahren, 34 Wochen, ein Tag.
Außerhalb der Kirche:
Hier findet sich das klassizistische Grabmal für G. E. Maisel aus Plankenfels