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Du bist ein Gott, der mich sieht (1. Mose 16,13) 

Jahreslosung 2023
Bildrechte Gemeindebrief

Liebe Leserinnen und liebe Leser!

Wenn man manche Menschen unserer Zeit beobachtet, dann kann man zu der Erkenntnis gelangen, dass der Blick auf das Mobiltelefon wie eine ernstzunehmende Pflicht, wie ein immerwährender, imaginärer Auftrag zu behandeln sei. Viele Menschen nehmen ihre Umwelt und ihre Mitmenschen eigentlich nicht mehr wahr – zumindest nicht mehr live, sondern durch das bunte Angebot der sozialen Medien in der digitalen Welt. Wer viele Views hat, wie es neudeutsch heißt, ist der King. Dabei wäre ein Lächeln oder ein kurzer Gruß an den leibhaftig Vorbeigehenden doch so wohltuend und wertschätzend - und ist nebenbei auch völlig gratis. 

Der Wunsch des Menschen nach Aufmerksamkeit, der Wunsch wahrgenommen und gesehen zu werden, liegt glaube ich tief in uns allen. Vielleicht besteht gerade darin der Erfolg der sozialen Medien, weil man glaubt, sich die Aufmerksamkeit dort leicht verschaffen zu können. Nicht zuletzt kommt es in Partnerschaften immer wieder zu Streit, weil sich die Eheleute im wahrsten Sinne aus den Augen verloren haben. Sich nicht mehr wahrnehmen, nicht mehr sehen, wie es dem anderen wirklich geht, ist keine gute Voraussetzung für ein gelingendes Miteinander – weder in der Ehe noch in der Familie oder im beruflichen Umfeld. Sich nicht gesehen fühlen bedeutet auch immer ein Stück Einsamkeit und das Gefühl, alles selbst mit sich ausmachen zu müssen. Sich nicht gesehen fühlen hat den Geschmack der Trostlosigkeit. 

Du bist ein Gott, der mich sieht (1. Mose 16,13). Dieser Vers wird uns als Jahreslosung durch das neue Jahr 2023 begleiten. Dieser Bibelvers ist ein Bekenntnis, er drückt unbedingtes Vertrauen aus: Vertrauen nämlich, dass Gott ein sehender Gott ist, der genau wahrnimmt, wie es mir geht. Gott ist es nicht egal, was mit uns wird. Er begleitet uns auf unserem Weg und sieht jeden unserer Lebensschritte. Und ich finde, dieses Bekenntnis Du bist ein Gott, der mich sieht kann uns Kraft für unser Leben geben. Gott ist nicht der unnahbare, weit entfernte Gott. Der Gott, der mich sieht, ist ein neugieriger Gott, der Interesse an mir hat, der das Leben will – der mein Leben will. Der Beter des Verses legt uns diese Worte in den Mund, damit sie zu unseren eigenen werden. Voller Vertrauen, voller Zuversicht und voller Gewissheit, dass Gott mit uns ist. 

Du bist ein Gott, der mich sieht. Dieses Bekenntnis lässt mich selbst klarer sehen, lässt mich sehenden Auges durch mein Leben gehen und dem Menschen zugewandt bleiben. Weil mir Gott diese tiefe Sicherheit gibt, geborgen und durch ihn begleitet zu sein – immer.

Ich wünsche Ihnen für das neue Jahr, dass Sie Gottes sehende Nähe spüren können.

Ihr Pfarrer Thilo Neuhaus